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Polizeistation Engelsby

58 Min. | 2004
  • Inhalt

    „Die Polizei in Schleswig-Holstein wagte ein Experiment: In einem Pilotprojekt in Flensburg wurden die großen Reviere aufgelöst und kleine Polizeistationen aufgebaut. Die Polizeibeamten arbeiten nun als soziale Ansprechpartner in den jeweiligen Vierteln und erproben so eine neue Polizeiarbeit. In Flensburg-Engelsby wurde 1998 die erste Station dieser Art eingerichtet.“

    Mit diesem Insert eröffnet der Regisseur Fredo Wulf seinen scheinbar mit leichter Hand skizzierten Dokumentarfilm und beschreibt damit gleichzeitig Sujet und Zentrum des Films. Bereits in der ersten Einstellung wird klar, das hier nichts im Vorübereilen entstanden ist, sondern das man Zeit und Mut hatte, nichts dem Zufall zu überlassen. Vielmehr entfächert und beobachtet Regie und Kamera eine sehr vitale, mitunter urkomische, konfliktreiche, aber immer sehr menschliche Auseinandersetzung zwischen der Polizei neuen Zuschnitts und den ihnen anvertrauten Anwohnern, viele von ihnen Ausländer, vor allem Deutschrussen. Und so kümmert sich Gert Nagel wie ein Stehaufmännchen vor allem immer wieder um die jüngsten Einwohner seines Kiezes. Ihnen will er auch die bereits vorhandene Angst vor der Polizei nehmen. Und man ahnt, das manche überforderte Mutter zu Hause mit der bösen Polizei droht und man erlebt, wie Mütter mit ihren Kindern kurzerhand zu Nagel kommen. Der Sozialvater wird’s schon richten. Und er tut es. Er müht sich um einen Freizeitclub für die Jugendlichen, von den Erwachsenen bereits als weiterer Unruheort ausgemacht und argwöhnisch beäugt. Er engagiert sich für das Red Zone, damit die Jugendlichen ihre Disco behalten können. Und da er andere und mehr Befugnisse als ein normaler Polizist hat, greift er auch ein in die tragische Geschichte einer jungen Mutter aus Rußland. Sie wendet sich, sekundiert von Freundinnen, an den Polizisten Nagel, weil das Leben mit dem trinkenden, schlagenden Ehemann im fremden Deutschland unerträglich geworden ist. Und wir sehen, das dieses Leben bereits tiefe Spuren in ihrem Gesicht, ihrer Haltung hinterlassen hat.“Ab heute werde ich mich um Sie kümmern“, verspricht Nagel - vielleicht eine Winzigkeit zu forsch und zu rasch - und weist den Ehegatten vorübergehend aus der Wohnung, will ihn sogar in seine Heimat zurückschicken. Er und andere gehen mit der scheuen Mutter und Ehefrau den Weg durch die Instanzen. Man ahnt, so weit wird die Mutter nicht gehen:

    Der Film beobachtet und erzählt lebendig und spannend, doch angenehm unspektakulär und stringent den Versuch einer Reform und Sozialisation als Alltagsgeschichte einer polyphonen Lebensgemeinschaft, die sich auf Gedeih oder Verderb zusammenraufen muß.

    Gabriele Kotte

  • Team

    Kamera: Michael Chauvistre
    Produktionsleitung: Wolfgang Kramer, NDR, Quinka Stoehr
    Schnitt: Margot Neubert-Maric
    Redaktion: Ulrike Dotzer, Bernd Michael Fincke

    gefördert durch
    MSH, Gesellschaft zur Förderung audiovisueller Werke in Schleswig-Holstein GmbH
    In Zusammenarbeit mit arte im Auftrag des NDR

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